Eisvogel-Männchen an der Kiebitzwiese in Fröndenberg an der Ruhr
Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist einer der beliebtesten Vögel überhaupt. Sein leuchtendes, farbenprächtiges Gefieder ist wunderschön und hat ihm viele Titel eingebracht. Fliegendes Juwel, fliegender Edelstein oder der fliegende Smaragd sind nur einige davon. Auch sein englischer Name Kingfisher zeigt den Respekt, den man diesem schönen Vogel entgegen bringt.
Eisvogel – Der Name kommt von der Färbung
Diese Titel weisen auch auf einige der wichtigsten Merkmale des Eisvogels hin. Sein farbenprächtiges Gefieder am Rücken und den Flügeln leuchtet je nach Sonneneinstrahlung von hellblau über türkis bis smaragdgrün. Die hellblaue Färbung am Rücken hat ihm auch seinen Namen gegeben. Das Gefieder sieht aus wie Eis. Und ist kein spezieller Färbstoff sondern wird alleine von der Sonneneinstrahlung und der Lichtbrechung bestimmter Federstrukturen erzeugt. Die Brust und die Unterseite der Flügel beim Eisvogel sind leuchtend orange. Auch die Füße sind orange und die Unterseite des Schnabels beim Weibchen. So kann man die Geschlechter gut unterscheiden, der Schnabel beim Männchen ist komplett schwarz. Der kräftige Schnabel ist etwa 4 cm lang.
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Den hellblauen Farben am Rücken verdankt der Eisvogel seinem Namen
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Auf diesen beiden Fotos erkennt man gut die unterschiedlichen Färbungen durch die Sonneneinstrahlung
Fliegender Edelstein deutet auch auf ein weiteres Merkmal des Eisvogels hin. Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist sehr scheu und flink und meistens sieht man ihn nur im Flug. Oft hört man vorher den Ruf des Eisvogels. Ein durchdringendes, hohes und pfeifendes „Tiit“.
Bei einer Größe von 16 cm ist er im Flug deutlich schneller unterwegs als Meisen oder Finken. Alles was der Eisvogel tut, geschieht meistens sehr schnell und so sieht man häufig nur einen kleinen, blauen Vogel vorbeifliegen. Das ist für jeden Fotografen und Beobachter eine große Herausforderung.
Seine Jagdmethoden
Häufig fliegt der Eisvogel (Alcedo atthis) dicht über der Wasseroberfläche. Er beherrscht aber auch einen Rüttelflug wie der Turmfalke. Dabei steht der Eisvogel an einer Stelle über dem Wasser in der Luft und rüttelt mit den Flügeln. Bei dieser speziellen Jagdmethode verbessert sich die Perspektive und die Übersicht um kleine Fische im Wasser zu erkennen. Diese Methode wird dort angewandt, wo keine geeigneten Äste als Ansitzpunkte am Wasser vorhanden sind.
Der Eisvogel steht an einer Stelle in der Luft und rüttelt
Beim Rüttelflug kann man die orangene Unterseite der Flügel sehen
Hat der Eisvogel beim Rüttelflug einen Fisch entdeckt, geht es im Sturzflug ins Wasser
Diese Ansitzpunkte am Wasser sind die besten Plätze, um die Eisvögel zu beobachten und zu fotografieren. Der optimale Lebensraum für den scheuen Eisvogel sind dichtbewachsene Bäche, Flüsse und Teiche. Mit vielen Ästen die über das Wasser hängen. Von diesen Ästen kann der Eisvogel nach kleinen Fischen im Wasser suchen.
Bevorzugte Nahrung : Natürlich Fisch
Seine bevorzugte Nahrung sind Weißfische und vor allem auch Stichlinge. Hat er einen kleinen Fisch im Wasser entdeckt, taucht der Eisvogel im Sturzflug mit dem Schnabel voran ins Wasser ein und versucht den Fisch unter Wasser zu fangen. Seine Körperhaltung ist dabei wie ein Pfeil oder Torpedo, um möglichst wenig Wasserwiderstand zu erzeugen.
Hat der Eisvogel erfolgreich gejagt, fliegt er mit dem Fisch im Schnabel zurück zum Ast und schlägt den Fisch dann so lange auf den Ast, bis die störenden Flossen und Stachel abgefallen sind. Das ist besonderes wichtig bei den Stichlingen, die Stacheln auf dem Rücken haben. Danach wird der Fisch im Schnabel gewendet und mit dem Kopf voran verschluckt. Das ist notwendig, damit der Fisch im Schlund nicht steckenbleibt. Der Eisvogel (Alcedo atthis) kann Fische bis zu einer Länge von 9 cm und einer Höhe von 2 cm schlucken. Manchmal übernimmt sich der Eisvogel dabei auch etwas. Ist der Fisch zu groß oder nicht passend wird er wieder ausgespuckt.
Diesen Stichling muss der Eisvogel wieder ausspucken. Er war zu breit
Das Jagdverhalten beim Rüttelflug ist genauso, nur mit dem Unterschied, das nicht von einem Ast gestartet wird. Bei Erfolg sucht der Eisvogel mit dem Fisch einen passenden Ast.
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Ein Ansitzast wird immer wieder benutzt
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Der Fisch wird gegen den Ast geschlagen, um ihn zu töten
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Dieser Fang hat eine normale Größe und muss im Schnabel gedreht werden
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Ein deutlich größerer Fisch
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Der Eisvogel hat einen Stichling gefangen
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Der Stichling wird gegen den Ast geschlagen, um den Stachel zu entfernen
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Da hat er schon den Stachel und die Flossen entfernt
Die Brutzeit
Die Brutzeit und Aufzucht der Jungen ist von Mai bis August. Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist ein Höhlenbrüter und gräbt Röhren in Steilwände oder Böschungen am Ufer. Dieses Verhalten hat er mit einem anderen farbenprächtigen Rackenvogel gemeinsam, dem Bienenfresser ( Merops apiaster ) Beide Vogelarten gehören zur Ordnung der Rackenvögel ( Coraciiformes ). Seine Bruthöhle gräbt der Eisvogel an freiliegenden Stellen in das Steilufer. Die Brutröhre ist Horizontal oder leicht ansteigend mit einem Nistkessel am Ende. Darin legt das Weibchen bis zu sieben Eier. Die Brutzeit beträgt 18 bis 21 Tage. Es kann im Jahr zwischen zwei und vier Bruten geben. Eine ungünstig angelegte Brutröhre kann von Füchsen, Wieseln, Waschbären, Ratten und auch Mäusen von vorne oder auch von oben geplündert werden. Auch eine Störung durch Menschen kann zum Verlust der Brut führen. Bei Verlust der Brut wird nach wenigen Tagen ein neuer Versuch gestartet.
Die besten Beobachtungen
In der Brutzeit habe ich die Beobachtung gemacht, dass man den Eisvogel noch seltener sieht. Vermutlich ist dann das Leben der Eisvögel noch versteckter und heimlicher als sonst. Ab Mitte August scheinen sie sich dann wieder freier zu bewegen und von den Strapazen der Brutzeit zu erholen. Die Zeit von Mitte August bis Mitte Oktober ist für mich die beste Beobachtungszeit. In dieser Zeit scheint der Eisvogel am aktivsten und weniger scheu zu sein. Vielleicht auch, weil er sich dann für den Winter noch ein Fettpolster anfressen muss. In dieser Zeit versucht er sein Gewicht von 40 Gramm auf bis zu 46 Gramm zu erhöhen. Für einen kleinen Vogel, der eine Jagdmethode hat, die viel Energie kostet ist das gar nicht so einfach zu schaffen.
Aber auch beim Charakter der einzelnen Vögel gibt es Unterschiede. Einige Eisvögel sind weniger scheu. Die Eisvögel, die in offenem Gelände oder an Teichen in Parks leben, sind oft einfacher zu beobachten. Wie ich in meinem letzten Beitrag über Zeeland >>>> Goldener Herbst in Zeeland geschrieben habe, waren die Eisvögel am dicht bewachsenen See von Westkapelle sehr scheu.
Zurück in Deutschland besuchte ich diese Woche wieder einmal die Kiebitzwiese in Fröndenberg an der Ruhr. Und sah dort einen alten Bekannten, das Eisvogel-Männchen aus meinen früheren Beiträgen. Das sich dort immer an der offenen Wasserfläche vom Aussichtshügel beobachten läßt. Dieses Männchen muss auch immer wieder sein Verhalten den Bedingungen anpassen. Der Ansitzbaum im Wasser ist mittlerweile richtig schief und wird für Jagdflüge kaum noch benutzt. Dafür bieten neue Ansitzpunkte bessere Chancen für Fotografen und so konnte ich einige sehr schöne Fotos machen.
Kein typischer Ansitzast für den Eisvogel. Der Ast wird skeptisch beäugt. Aber gut für den Fotografen!
Der Bestand
Die milden Winter der letzten Jahre haben dem Bestand des Eisvogels gut getan. Der Bestand ist im Moment beständig bei 10.000 Brutpaaren in Deutschland. Die Gefahren für den Bestand sind bebaute Bäche und Gewässer, schlechte Wasserqualität und fehlende Kleinfische. Auch strenge Winter sind eine große Gefahr für den Bestand. Der Eisvogel ist kein Zugvogel und bleibt im Brutrevier. Wenn dann alle Gewässer zufrieren, findet der Eisvogel keine Nahrung mehr. Dann kann es in einem Gebiet einen Verlust von 90% des Bestandes geben. Dieser Verlust wird durch eine hohe Geburtenrate und bis zu vier Bruten im Jahr ausgeglichen. Die Strenge des Winters bestimmt den Bestand. Vielleicht kann der Eisvogel wenigstens im Winter von der Klimaerwärmung profitieren.
In Europa gibt es etwa 160.000 Brutpaare. Der Eisvogel war Vogel des Jahres in Deutschland 1973 und 2009. Er war 2009 ebenfalls Vogel des Jahres in Österreich und 2006 in der Schweiz.
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