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Die Sichtungen vom September

Die Sichtungen vom September

Die Sichtungen vom September, das Teichhuhn hat noch spätem Nachwuchs

Die Sichtungen vom September waren etwas anders als erwartet. Vor dem Urlaub in Zeeland hatte ich gedacht, das ich bestimmt neue Limikolen und Möwen sichten werde. Es war dann nur eine neue Limikole, der kleine Steinwälzer. Über den Steinwälzer (Arenaria interpres) habe ich hier schon berichtet. Er ist meine Nr. 94 für dieses Jahr. Eine neue Möwenart für dieses Jahr konnte ich in Zeeland gar nicht sichten.

Die weiteren Vogelarten, die ich in Zeeland beobachtet habe, waren typische Arten für ganz Mitteleuropa. Die mir zu Hause aber immer Probleme bereiten. Ich sehe sie häufig immer erst sehr spät im Jahr.

So zum Beispiel das Teichhuhn meine Nr. 93 für dieses Jahr. Während sein Verwandter, das Bläßhuhn überall ziemlich häufig ist, sieht man Teichhühner sehr selten. In Westkapelle war es auch nur eine Teichhuhn-Familie, die auf 50 Bläßhühner kam. So ähnlich ist auch das Verhältnis der beiden Arten in Nordrhein-Westfalen.

Das ich den Eisvogel immer erst so spät im Jahr sehe, habe ich auch schon in meinem letzten Beitrag erklärt. Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist die Nr. 95 für dieses Jahr.

Die Nr. 96 geht an die hübsche Gebirgsstelze. Die in Nordrhein-Westfalen auch nur an bestimmten Orten gesichtet werden kann. Deshalb bin ich mit den Sichtungen vom September ganz zufrieden.

 

Der Eisvogel (Alcedo atthis)

Eisvogel

Eisvogel-Männchen an der Kiebitzwiese in Fröndenberg an der Ruhr

Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist einer der beliebtesten Vögel überhaupt. Sein leuchtendes, farbenprächtiges Gefieder ist wunderschön und hat ihm viele Titel eingebracht. Fliegendes Juwel, fliegender Edelstein oder der fliegende Smaragd sind nur einige davon. Auch sein englischer Name Kingfisher zeigt den Respekt, den man diesem schönen Vogel entgegen bringt.

Eisvogel – Der Name kommt von der Färbung

Diese Titel weisen auch auf einige der wichtigsten Merkmale des Eisvogels hin. Sein farbenprächtiges Gefieder am Rücken und den Flügeln leuchtet je nach Sonneneinstrahlung von hellblau über türkis bis smaragdgrün. Die hellblaue Färbung am Rücken hat ihm auch seinen Namen gegeben. Das Gefieder sieht aus wie Eis. Und ist kein spezieller Färbstoff sondern wird alleine von der Sonneneinstrahlung und der Lichtbrechung bestimmter Federstrukturen erzeugt. Die Brust und die Unterseite der Flügel beim Eisvogel sind leuchtend orange. Auch die Füße sind orange und die Unterseite des Schnabels beim Weibchen. So kann man die Geschlechter gut unterscheiden, der Schnabel beim Männchen ist komplett schwarz. Der kräftige Schnabel ist etwa 4 cm lang.

Fliegender Edelstein deutet auch auf ein weiteres Merkmal des Eisvogels hin. Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist sehr scheu und flink und meistens sieht man ihn nur im Flug. Oft hört man vorher den Ruf des Eisvogels. Ein durchdringendes, hohes und pfeifendes „Tiit“.

Bei einer Größe von 16 cm ist er im Flug deutlich schneller unterwegs als Meisen oder Finken. Alles was der Eisvogel tut, geschieht meistens sehr schnell und so sieht man häufig nur einen kleinen, blauen Vogel vorbeifliegen.  Das ist für jeden Fotografen und Beobachter eine große Herausforderung.

Seine Jagdmethoden

Häufig fliegt der Eisvogel (Alcedo atthis) dicht über der Wasseroberfläche. Er beherrscht aber auch einen Rüttelflug wie der Turmfalke. Dabei steht der Eisvogel an einer Stelle über dem Wasser in der Luft und rüttelt mit den Flügeln. Bei dieser speziellen Jagdmethode verbessert sich die Perspektive und die Übersicht um kleine Fische im Wasser zu erkennen. Diese Methode wird dort angewandt, wo keine geeigneten Äste als Ansitzpunkte am Wasser vorhanden sind.

Der Eisvogel steht an einer Stelle in der Luft und rüttelt

Eisvogel

Beim Rüttelflug kann man die orangene Unterseite der Flügel sehen

Eisvogel

Hat der Eisvogel beim Rüttelflug einen Fisch entdeckt, geht es im Sturzflug ins Wasser

Diese Ansitzpunkte am Wasser sind die besten Plätze, um die Eisvögel zu beobachten und zu fotografieren. Der optimale Lebensraum für den scheuen Eisvogel sind dichtbewachsene Bäche, Flüsse und Teiche. Mit vielen Ästen die über das Wasser hängen. Von diesen Ästen kann der Eisvogel nach kleinen Fischen im Wasser suchen.

Bevorzugte Nahrung : Natürlich Fisch

Seine bevorzugte Nahrung sind Weißfische und vor allem auch Stichlinge. Hat er einen kleinen Fisch im Wasser entdeckt, taucht der Eisvogel im Sturzflug mit dem Schnabel voran ins Wasser ein und versucht den Fisch unter Wasser zu fangen. Seine Körperhaltung ist dabei wie ein Pfeil oder Torpedo, um möglichst wenig Wasserwiderstand zu erzeugen.

Hat der Eisvogel erfolgreich gejagt, fliegt er mit dem Fisch im Schnabel zurück zum Ast und schlägt den Fisch dann so lange auf den Ast, bis die störenden Flossen und Stachel abgefallen sind. Das ist besonderes wichtig bei den Stichlingen, die Stacheln auf dem Rücken haben. Danach wird der Fisch im Schnabel gewendet und mit dem Kopf voran verschluckt. Das ist notwendig, damit der Fisch im Schlund nicht steckenbleibt. Der Eisvogel (Alcedo atthis) kann Fische bis zu einer Länge von 9 cm  und einer Höhe von 2 cm schlucken. Manchmal übernimmt sich der Eisvogel dabei auch etwas. Ist der Fisch zu groß oder nicht passend wird er wieder ausgespuckt.

Diesen Stichling muss der Eisvogel wieder ausspucken. Er war zu breit

Das Jagdverhalten beim Rüttelflug ist genauso, nur mit dem Unterschied, das nicht von einem Ast gestartet wird. Bei Erfolg sucht der Eisvogel mit dem Fisch einen passenden Ast.

Die Brutzeit

Die Brutzeit und Aufzucht der Jungen ist von Mai bis August. Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist ein Höhlenbrüter und gräbt Röhren in Steilwände oder Böschungen am Ufer. Dieses Verhalten hat er mit einem anderen farbenprächtigen Rackenvogel gemeinsam, dem Bienenfresser ( Merops apiaster ) Beide Vogelarten gehören zur Ordnung der Rackenvögel ( Coraciiformes ). Seine Bruthöhle gräbt der Eisvogel an freiliegenden Stellen in das Steilufer. Die Brutröhre ist Horizontal oder leicht ansteigend mit einem Nistkessel am Ende. Darin legt das Weibchen bis zu sieben Eier. Die Brutzeit beträgt 18 bis 21 Tage. Es kann im Jahr zwischen zwei und vier Bruten geben. Eine ungünstig angelegte Brutröhre kann von Füchsen, Wieseln, Waschbären, Ratten und auch Mäusen von vorne oder auch von oben geplündert werden. Auch eine Störung durch Menschen kann zum Verlust der Brut führen. Bei Verlust der Brut wird nach wenigen Tagen ein neuer Versuch gestartet.

Die besten Beobachtungen

In der Brutzeit habe ich die Beobachtung gemacht, dass man den Eisvogel noch seltener sieht. Vermutlich ist dann das Leben der Eisvögel noch versteckter und heimlicher als sonst. Ab Mitte August scheinen sie sich dann wieder freier zu bewegen und von den Strapazen der Brutzeit zu erholen. Die Zeit von Mitte August bis Mitte Oktober ist für mich die beste Beobachtungszeit. In dieser Zeit scheint der Eisvogel am aktivsten und weniger scheu zu sein. Vielleicht auch, weil er sich dann für den Winter noch ein Fettpolster anfressen muss. In dieser Zeit versucht er sein Gewicht von 40 Gramm auf bis zu 46 Gramm zu erhöhen. Für einen kleinen Vogel, der eine Jagdmethode hat, die viel Energie kostet ist das gar nicht so einfach zu schaffen.

Aber auch beim Charakter der einzelnen Vögel gibt es Unterschiede. Einige Eisvögel sind weniger scheu. Die Eisvögel, die in offenem Gelände oder an Teichen in Parks leben, sind oft einfacher zu beobachten. Wie ich in meinem letzten Beitrag über Zeeland  >>>> Goldener Herbst in Zeeland geschrieben habe, waren die Eisvögel am dicht bewachsenen See von Westkapelle sehr scheu.

Zurück in Deutschland besuchte ich diese Woche wieder einmal die Kiebitzwiese in Fröndenberg an der Ruhr. Und sah dort einen alten Bekannten, das Eisvogel-Männchen aus meinen früheren Beiträgen. Das sich dort immer an der offenen Wasserfläche vom Aussichtshügel beobachten läßt. Dieses Männchen muss auch immer wieder sein Verhalten den Bedingungen anpassen. Der Ansitzbaum im Wasser ist mittlerweile richtig schief und wird für Jagdflüge kaum noch benutzt. Dafür bieten neue Ansitzpunkte bessere Chancen für Fotografen und so konnte ich einige sehr schöne Fotos machen.

Kein typischer Ansitzast für den Eisvogel. Der Ast wird skeptisch beäugt. Aber gut für den Fotografen!

Der Bestand

Die milden Winter der letzten Jahre haben dem Bestand des Eisvogels gut getan. Der Bestand ist im Moment beständig bei 10.000 Brutpaaren in Deutschland. Die Gefahren für den Bestand sind bebaute Bäche und Gewässer, schlechte Wasserqualität und fehlende Kleinfische. Auch strenge Winter sind eine große Gefahr für den Bestand. Der Eisvogel ist kein Zugvogel und bleibt im Brutrevier. Wenn dann alle Gewässer zufrieren, findet der Eisvogel keine Nahrung mehr. Dann kann es in einem Gebiet einen Verlust von 90% des Bestandes geben. Dieser Verlust wird durch eine hohe Geburtenrate und bis zu vier Bruten im Jahr ausgeglichen. Die Strenge des Winters bestimmt den Bestand. Vielleicht kann der Eisvogel wenigstens im Winter von der Klimaerwärmung profitieren.

In Europa gibt es etwa 160.000 Brutpaare. Der Eisvogel war Vogel des Jahres in Deutschland 1973 und 2009. Er war 2009 ebenfalls Vogel des Jahres in Österreich und 2006 in der Schweiz.

Goldener Herbst in Zeeland

Goldener Herbst

Goldener Herbst am  See in Westkapelle

Wir sind aus dem Urlaub zurück und es war in Zeeland zwei Wochen lang ein goldener Herbst. Eigentlich kann man sagen, es war fast noch ein Spätsommer. Es gab nur einen Tag mit Sturm und Regen und sonst fast nur Sonnenschein. Da am Montag schon Herbstanfang war, passt aber goldener Herbst doch ganz gut.

Goldener Herbst am Meer

Auch wenn es am Meer häufig sehr windig ist, kann ich einen Urlaub in Zeeland im September nur empfehlen. Es ist dann schon deutlich ruhiger als im Sommer. Generell kann man sagen, das Zeeland im Vergleich zu Deutschland eine Oase der Ruhe ist. Gerade auch was den Straßenverkehr betrifft.

Auch was die Natur betrifft, kann man in Zeeland schöne Entdeckungen machen. Da wir uns im Familienurlaub nach den Wünschen der Räubertochter gerichtet haben, konnte ich keine Naturschutzgebiete besuchen. Aber auch einfachere Biotope bringen manchmal viele Überraschungen. So hatte der künstliche See in unserem Urlaubsort Westkapelle eine ziemlich abwechslungsreiche Vogelwelt zu bieten.

Auf der großen Wasserfläche fühlten sich die typischen Wasservögel wie Stockenten, Bläßhühner, Kormorane, Reiherenten, Haubentaucher, Lach- und Silbermöwen sehr wohl. Die Überraschungen brachte ein kleiner Altarm mit reicher Ufervegetation. Dort konnte man Zwergtaucher, Gebirgsstelzen, Reiher und die flinken Eisvögel beobachten.

Die scheuen Eisvögel

Gerade die Eisvögel und die Zwergtaucher zeigten sich dabei äußerst scheu und immer auf Deckung in der Ufervegetation bedacht. Das habe ich in Deutschland schon anders erlebt. Ich konnte die Eisvögel nie beim Ansitzen und fischen beobachten. Meistens sah man sie nur im Flug und wenn sie sich gegenseitig jagten. Dabei waren es mindestens drei Eisvögel. Ich konnte ein Pärchen und einen weiteren Vogel beobachten.

Da die Zwergtaucher beim Fischen und tauchen deutlich aktiver waren, gelangen mir dann doch noch einige schöne Fotos. Auch die Reiher zeigten sich in dem Altarm beim Jagen. Dabei war auch ein Silberreiher mit schwarzem Schnabel und schwarz-grünen Beinen. Dieser könnte zur Nominatform Ardea alba alba gehören, die zur Brutzeit einen schwarzen Schnabel hat. Ich hattte vorher noch nie einen Silberreiher mit schwarzem Schnabel gesehen.