Bienenfresser im Kaiserstuhl

Bienenfresser Kaiserstuhl

Bienenfresser Kaiserstuhl: Dort kommt man an diese farbenprächtigen Vögel besonders nah heran

Ich wollte schon immer die Bienenfresser im Kaiserstuhl sehen. Seit 1990 brüten die Bienenfresser jedes Jahr im Kaiserstuhl. Vorher galten sie in Deutschland als fast ausgestorben. Vom Kaiserstuhl haben sie sich seitdem in ganz Deutschland verbreitet.

Forscher haben herausgefunden, das auch die große Population in Sachsen-Anhalt mit ca. 1.300 Brutpaaren über die Westroute Richtung Afrika zieht. Das lässt vermuten, dass diese Bienenfresser ursprünglich aus der Population im Kaiserstuhl stammen.

Am 16. Juli, hatte ich endlich die Möglichkeit meinen Lieblingsvogel im Kaiserstuhl zu suchen. In den Tagen davor hatte es immer wieder lange geregnet. Aber an diesem Freitag sollte wenigstens ein paar Stunden die Sonne scheinen. Und so fuhr ich am Morgen vom Nordschwarzwald in Richtung Süden.

Eine einmalige Landschaft in Deutschland

Der Kaiserstuhl liegt kurz vor Freiburg in der Rheinebene und ist ein kleines Vulkangebirge. Mit nur 15 km Länge kann man den Kaiserstuhl auch gut an einem Tag durchwandern. Als Landschaft ist der Kaiserstuhl einmalig in Deutschland. Durch seine Lage in der Rheinebene ist er eine Wärmeinsel und zählt zu den wärmsten Gebieten in Deutschland.

Über den Rheingraben zwischen Vogesen und Schwarzwald steigt immer wieder die warme Mittelmeerluft in Richtung Norden. Das hat dafür gesorgt, das sich im Kaiserstuhl eine Flora und Fauna wie im Mittelmeerraum angesiedelt hat. Exotische Tiere und Pflanzen sind im Kaiserstuhl zu Hause. Neben dem Bienenfresser auch Wiedehopf, Gottesanbeterin, Smaragdeidechse und zahlreiche Schmetterlingsarten.

Wenn man durch den Kaiserstuhl wandert, sieht man farbenfrohe Schmetterlinge, die man in anderen Teilen Deutschlands kaum sichten kann. Es gibt viele Wanderwege mit dem Thema Natur. Auch einen Bienenfresser- und Wiedehopf-Pfad.

Ich bin zum Ort Ihringen am südlichen Ende vom Kaiserstuhl gefahren. Als ich aus dem Auto stieg, hörte ich schon die typischen Rufe der Bienenfresser. Das war unglaublich für mich! Als wäre der Bienenfresser dort der häufigste Vogel, wie bei mir zu Hause Amseln und Tauben. Beim Blick in die Weinberge konnte ich an einer Steilwand auch sofort eine Lösswand mit Brutröhren erkennen. Diese Wände sind teilweise mit vielen Löcher versehen, die von den Grabungen der Bienenfresser stammen.

Den Rufen der Bienenfresser folgen

Ich konnte also einfach den Wegen durch die Weinberge in diese Richtung folgen und auf die Rufe der Bienenfresser hören. Das war herrlich! Ein unheimlich leichtes Gefühl, direkt im Geschehen zu sein. Der Kaiserstuhl besteht im Untergrund aus Vulkangestein, auf dem sich fruchtbarer Löss abgelagert hat. Mit den warmen Temperaturen ergibt das optimale Verhältnisse für den Weinanbau. Davon ist der ganze Kaiserstuhl geprägt. Der Mensch hat die Hügel bearbeitet und Terrassen für den Weinanbau und Wege angelegt.

Zwischen den Terrassen gibt es Stufen mit Steilwänden im Gelände. Brutplätze für den Bienenfresser. Neben den Terrassen mit Rebstöcken sind Lösshohlwege typisch für den Kaiserstuhl. Diese sind über Jahrzehnte durch frühere Arbeiten  des Menschen und Fahrzeuge entstanden. Dadurch haben sich durch Abtragung tiefe Hohlwege in der weichen Lössschicht gebildet.

Bienenfresser in ihrem natürlichen Lebensraum

Auf meinem Weg zu den Bienenfressern stand ich bald in so einem Hohlweg. Und über mir saßen schon die Bienenfresser mit ihrer Beute in den Ästen. Noch nie hatte ich Bienenfresser in einem relativ natürlichen Lebensraum gesehen.

In NRW und Sachsen-Anhalt brüten Bienenfresser meistens in Sand- und Kiesgruben. Dadurch entstehen in Sachsen-Anhalt häufig große Kolonien mit bis zu 40 Brutpaaren. Diese Kolonien gibt es im Kaiserstuhl nicht. Die Lösswände lassen nur kleinere Brutgruppen zu. Die Brutwand, die ich gesehen hatte, befand ich oberhalb des Hohlweges und war von unten nicht mehr zu sehen. Aber auch im Hohlweg befand sich eine Lösswand ohne Vegetation mit Brutlöchern. Besetzt waren diese nicht.

Im Hohlweg konnte ich die Bienenfresser nur von unten fotografieren. Als ich aus dem Hohlweg hinaus stieg, öffnete sich die Landschaft und die Sicht wieder. Ich hatte einen herrlichen Ausblick Richtung Süden, über Ihringen und die Rheinebene. Und ich konnte den Hohlweg hinab sehen und war mit den Bienenfressern auf Augenhöhe!

Ein Paradies für Bienenfresser und Fotografen

Die Bienenfresser waren aber nicht nur über dem Hohlweg, auch über den Rebstöcken flogen immer wieder Exemplare ihre Runden. Und setzten sich auf Drähte und Zaunpfosten an den Rebstöcken. Ein völlig ungewohntes Bild für mich, von einer Landschaft die ich noch nie gesehen hatte. Am Aussichtspunkt flog ein Bienenfresser einfach an mir vorbei! Ein wahres Paradies für mich!

Als ich von oben auf tieferliegende Terrassen blickte, sah ich andere Naturfotografen, die Bienenfresser an anderen Stellen fotografierten.

Einen Wiedehopf sah ich leider nicht, nur einen verlassenen Nistplatz in einem Gerätehäuschen. Aber vielleicht beim nächsten Mal. Ich werde hoffentlich den Kaiserstuhl noch einmal besuchen. Bis dahin werde ich mit unseren Bienenfressern in NRW auskommen müssen. Ein guter Ersatz, auch wenn sie uns in ein paar Wochen schon wieder verlassen.

Jetzt ist auch mein E-Book über den Bienenfresser bei allen bekannten Anbietern für 4,99 Euro erhältlich :

9 Kommentare

  1. Traumhaft schön! Bilder und Text!
    Ich freue mich für dich.
    Ich hab dort mal Urlaub gemacht, aber mich noch nicht im geringsten für
    Vögel interessiert. Menno.
    LG Brigitte

    • Dankeschön, Brigitte! Ich freue mich aber auch für dich, das du in Sachsen-Anhalt wieder Bienenfresser sehen konntest! Vielleicht gab es damals noch gar nicht so viele Bienenfresser im Kaiserstuhl. Sie haben sich ja erst in den letzten Jahren durch den Klimawandel ausgebreitet. Wann warst du denn im Kaiserstuhl?
      Liebe Grüße, Michael

  2. So nah und doch sind wir nicht hingekommen, weil es immer nicht passte.
    Nun werden sie wohl nicht mehr lange hier sein.
    Schön, dass du hier warst und die Bienenfresser dich so fein empfangen haben!
    Tolle Bilder!!

    ..grüßt Syntaxia (und die Bohlmeise)

    • Da bin ich erleichtert, dass es dir auch so geht, das du nicht immer überall hinkommst. Mir geht es auch oft so und dann ärgere ich mich manchmal darüber. Umso mehr freue ich mich immer noch darüber, dass es mit dem Besuch des Kaiserstuhls, den Bienenfressern und dem Wetter an dem Tag geklappt hat! 🙂

      Lange werden sie jetzt wirklich nicht mehr hier sein. Ich hoffe, sie vielleicht am nächsten Wochenende hier in NRW zu sehen. Spätestens danach werden sie wohl ausfliegen, um sich irgendwo zu sammeln.
      Liebe Grüße, Michael

  3. Schöne Bilder. Ich hab vor ein paar Tagen die Sendung Wildes Deutschland (oder so) gesehen und war beeindruckt von der Gegend um den Kaiserstuhl.

    • Die Sendung habe ich auch gesehen. Der Kaiserstuhl ist sehr faszinierend. Die menschliche Arbeit und Gestaltung mit dem Weinanbau auf der einen Seite und dann diese besondere und einmalige Flora und Fauna. Alleine schon die vielen Blumen, Insekten und Schmetterlinge die man sonst nirgendwo in Deutschland sieht. Der Lebensraum der Bienenfresser ist vergleichbar mit dem am Neusiedler See. Ähnliches Klima, Weinanbau, Lösswände usw.

  4. Hallo Michael,

    teilst du den Standort wo du geparkt hast? Ich bin morgen auch am Kaiserstuhl und würde die Bienenfresser gerne ablichten 😊

    Viele Grüße aus der „Nachbarschaft“ Sprockhövel mit den gleichen Lieblingsfotospots im Ruhrgebiet 😃

    • Hallo Sebastian, ich habe am Friedhof in Ihringen geparkt! Viel Glück bei den Bienenfressern! Leider bin ich dieses Jahr nicht am Kaiserstuhl, sondern nur in der Heimat in NRW. 🙂 Viele Grüße

  5. Vielen Dank, das war sehr erfolgreich würde ich denken. Der Tipp war super, jede Menge gesehen und auch einige (hoffentlich brauchbare, auf den ersten Blick aber schon) Fotos geschossen.
    Besten Dank nochmal!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert